Tatort Folge 953: Schutzlos

Vom Tellerwäscher zum Millionär – ach, schön wär’s.

Besonders Migranten können vom sozialen Aufstieg oft bloß träumen. Als Putzmänner und –frauen arbeiten sie, kratzen Essensreste von den Tellern und dem Besteck besser situierter Restaurantbesucher. Sie schuften auf dem Bau oder passen auf fremde Kinder auf. Auch die Zukunftsperspektive für viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF), die im Krieg ihre Angehörigen verloren haben oder auf der Flucht von ihren Eltern getrennt wurden, ist in der Regel schlecht. Manche von ihnen werden kriminell, fast alle sind traumatisiert. Waren es 2008 noch 763 unbegleitete Minderjährige, stieg die Zahl der Schutzsuchenden in der Bundesrepublik bis Ende 2013 auf knapp 2.500 an. Damit hat sich die Zahl der Asylsuchenden im Alter von 16 bis 17 Jahren mehr als verdreifacht. Tendenz steigend.

Vor diesem Hintergrund spielt die Handlung des letzten neuen Tatorts vor der Tatort-Sommerpause 2015 (12. Juli bis 30. August). Der Schweizer Tatort trägt den Titel „Schutzlos“, die Kommissare Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) ermitteln darin. Sie müssen den Mord an einem Jugendlichen aus Nigeria untersuchen, der erstochen unter einer Brücke am Fluss Reuss bei Luzern gefunden wurde. Die ersten Ermittlungsergebnisse deuten darauf hin, dass der junge Mann mit dem Drogenmilieu zu tun hatte. Hatte ein Drogenboss noch eine Rechnung mit dem Nigerianer offen?

Flückiger und Ritschard studieren die Polizeiakte des Opfers, denn der minderjährige Asylsuchende war der Kriminalpolizei bereits bestens bekannt: Ebi Osodi war alleine in die Schweiz geflüchtet und schon mehrfach beim Dealen mit Drogen erwischt worden. Der neue Chef der beiden Ermittler, Eugen Mattmann, drängt darauf, den Fall gleich ad acta zu legen. Tatsächlich wäre Osodi mit dem Erreichen der Volljährigkeit sowieso aus dem Land ausgewiesen worden. Doch die beiden Schweizer Hauptkommissare Flückiger und Rischard sind sich einig: sie möchten im Fall „Schutzlos“ mehr über das Schicksal des minderjährigen Flüchtlings erfahren und seinem Mörder die Handschellen anlegen.

Im Laufe der kriminalistischen Untersuchungen lernen die Tatort-Fahnder die junge Frau Jola kennen, die ebenfalls noch unter 18 ist und aus Westafrika stammt. Auch sie floh aus Nigeria; jetzt ist sie allein und fühlt sich im Stich gelassen. Bald wird den Kommissaren klar, dass Jola der Schlüssel zum Mordfall sein muss. Während Flückiger mit gesundheitlichen Problemen und Halluzinationen zu kämpfen hat, werden er und seine Kollegin mit dem tragischen Leben der jungen Migrantin, mit Vorurteilen gegenüber Schwarzafrikanern und mit einem nahezu undurchschaubaren Lügengebilde konfrontiert.

Für den neuen Tatort, der im September und Oktober 2014 in Luzern und Umgebung produziert wurde, castete der SRF über die Schweizer Grenzen hinaus und engagierte schließlich die Londoner Schauspieler Marie-Helene Boyd und Charles Mnene, die die beiden jugendlichen Afrikaner darstellen. Der verantwortliche Drehbuchautor und zugleich Regisseur der Tatort-Folge 953, Manuel Flurin Hendry, wurde in der Schweiz und Deutschland mit dem prämierten Kriminalfilm „Strähl“ aus dem Jahr 2003 bekannt. Auch Tatorte drehte Hendry bereits, darunter die Folgen „Satisfaktion“ aus Münster (Tatort-Folge 678) und „Neuland“ (Tatort-Folge 722) mit Sänger und Dellwo aus Frankfurt.

Der Soundtrack zum SFR-Tatort „Schutzlos“ wurde in Zusammenarbeit mit „The Notwist“ umgesetzt, einer 1989 gegründeten deutschen Band, sowie mit dem Schweizer Musiker Beat Solèr. Letzterer lebt und arbeitet heute in Berlin, komponierte bereits für Fashionshows von Karl Lagerfeld und hat sich mittlerweile der Filmwelt zugewendet.

Die TV-Erstausstrahlung für „Schutzlos“ mit Flückiger und Ritschard ist für Sonntag, den 5. Juli 2015 geplant; die ARD zeigt die Premiere wie gewohnt um 20.15 Uhr. In der Schweiz startet der Film – ebenfalls wie immer – zehn Minuten früher als in Deutschland auf dem Sender SRF1.

Trailer

Tatort Schutzlos – EinsFestival Vorschau

Tatort Schutzlos – ORF Trailer

Besetzung

Kommissar Reto Flückiger – Stefan Gubser
Kommissarin Liz Ritschard – Delia Mayer
Polizeichef Eugen Mattmann – Jean-Pierre Cornu
Elsa Giger – Suly Röthlisberger
Jola West – Marie-Helene Boyd
Ebi West – Charles Mnene
Navid Massud – Rauand Taleb
Franz Hofstetter – Andreas Krämer
Mariella Spindelegger – Sonja Riesen
Sepp Rieder – Marcus Signer
Sascha Zurbuchen – Mona Petri
u.a.

Stab

Drehbuch – Manuel Flurin Hendry
Regie – Manuel Flurin Hendry
Kamera – Felix Novo de Oliveira
Musik – The Notwist, Beat Solèr

24 Kommentare

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  1. vor 10 Jahren

    Den müsst ihr euch anschauen
    L.G johannes

  2. vor 10 Jahren

    Ok bin gespannt

  3. BM
    vor 10 Jahren

    Der Ton ist leider wieder unterirdisch. Sowas Unprofessionelles. Leider fällt wieder ein Schweizer Tatort diesbezüglich unangenehm auf.

  4. vor 10 Jahren

    WAR MAL WIEDER WIE ES ZU ERWARTEN WAR. BÖSER WEISSER MANN DER ARME SCHUTZLOSE SCHWARZE ERSCHLÄGT. ARME SCHWARZE DEALER DIE GEZWUNGEN WERDEN DROGEN ZU VERKAUFEN. BÖSE BEMERKUNGEN DES POLIZEICHEFS ÜBER SCHWARZE. ASYLANT DER AUS VERSEHEN EINEN MORD BEGEHT, ABER EIGENTLICH MIT SEINEM GROSSEN ,,HERZEN,, NUR HELFEN WOLLTE. USW USW USW
    DAS EINZIGE WAS IN DIESEM FALL NOCH VERGESSEN WURDE EINZUBAUEN WAR, EINE HORDE SKINHEADS DIE REGELMÄSSIG AUFTAUCHEN UM DIE ARMEN, VERFOLGTEN, DRAUMATISIERTEN KULTUR BEREICHERER ZU VERBRÜGELN.
    FAZIT= POLTISCH KORREKTER SCHROTT MIT STAMMTISCH BILDZEITUNGS PAROLEN ABER KEIN KRIMI

  5. vor 10 Jahren

    Topaktuell, aufrüttelnd, teils erschütternd – sicher kein Wohlfühlkrimi. Der Plot war allerdings durchschaubar, nach der Häkfte stand der Mörder (für uns) fest. Gut gespielt und manchmal schon etwas dokumentarisch: 6 / 10 Punkten für diesen Schweizer #tatort.

  6. vor 10 Jahren

    Der Tatort Nummer 953, heute aus der Schweiz und wie gewohnt um 20:15 h in der ARD, in Erstsendung. Ich war überrascht. Ein durchaus mystisch und spannend anmutender Spielfilm mit den Luzernern Kommissaren Flückiger und Ritschard. Tja, mh. Sozialpolitisch engagiert war dieser Tatort-Krimi aber alle Male. Politisch Verfolgte, leider wurden nur hauptsächlich Männer gezeigt, versuchen sich in der neutralen Schweiz eine neue, sicherlich bürgerliche Existenz, aufzubauen, werden hierbei aber ständig durch irgendwelche Leute gestört. Film, Bilder, Handlung und Asozialität lassen nur auf einen Mann im Hintergrund schließen: Rainer Werner Fassbender! Und Kommissar Flückiger hätte den fast gesehen. Glaub ich…..

  7. JWD
    vor 10 Jahren

    Wieder mal ein top aktuell, brisanteŕ TATORT.
    Der letze vor der Sommerpause war sehr gut erst war ich skeptisch wegen der Schweiz, aber jetze komme ich damit zurecht.
    MFG

  8. vor 10 Jahren

    Es lohnt nicht mehr einzuschalten,Nach „Kreise“ noch so ein blöder Fall.Eigendlich kein Stern.

  9. vor 10 Jahren

    Genialer Tatort! Endlich wird einmal das absurde Asylverfahren thematisiert, mit den interkulturellen Verständigungsschwierigkeiten etc. Wirklich toll!

  10. vor 10 Jahren

    Ein guter, ebenso unterhaltsamer wie nachdenklich machend, begegender Tatort. Gutes Drehbuch, logische Handlung und, was das wichtigste ist, absolut tolle Schauspieler.

    Respekt und Kompliment.

  11. vor 10 Jahren

    Natürlich, die Thema „Flüchtlinge“ ist sehr, sozusagen, empfindlich. Alle haben ihre Meinungen darüber, und nicht unbedingt haben alle Zuschauer die gleiche Meinung. Und, abhängig von der persönliche Meinung über Einwanderug hat einigen Laute die heutige Folge gefallen, anderen aber nicht. Verständlich.
    Aber, abgesehen von den politischen, die Folge aus der Schweiz hatte meiner Meinung nach eine heutzutage leider ungewönliche hoche Qualität, das Buch, die Regie, die Kamera, alles war gut, die Dialoge wurden gut geschrieben, Standorte gut ausgewählt und die Geschichte gut erzählt. 5 Sterne von mir.

  12. vor 10 Jahren

    „Laute“. Oh, mein Gott, wie kann ich solche blödsinne schreiben…

  13. vor 10 Jahren

    Toller Cast, ernsthafte Auseinandersetzung über ein aktuelles Thema ohne zu kokettieren damit! Super Recherche! Authentische Locations und Milieus.
    Chapeau! Bravo!

  14. vor 10 Jahren

    grossartiger Tatort aus der Schweiz wiedermal! Die haben es einfach drauf, toller Cast, ernsthafte Auseinandersetzung über ein aktuelles Thema ohne zu kokettieren damit! Super Recherche! Authentische Locations und Milieus.
    Chapeau! Bravo!

  15. vor 10 Jahren

    ich meinte 5 Sterne!!!

  16. vor 10 Jahren

    Rainer Werner Fassbinder und nigerianische Wirtschaftsflüchtlinge
    lassen Flückiger halluzinieren.


  17. Ende der Erstausstrahlung

  18. vor 10 Jahren

    Gute Voraussetzungen vielleicht, was mich aber zunehmend irritierte war die Fotografie mit immer und überall dieses Türkis.

  19. vor 10 Jahren

    Der Plot war gut – aber was ist mit diesem Flückiger? Ohne Frau Blum dreht er immer mehr ab, in früheren Folgen nahezu asozial den Kollegen gegenüber, ähnlich wie der Keppler oder der Dortmunder Faber, diesmal mit Halluzinationen wie einst Murot, der ja nun geheilt ist. Bringt die Story nicht voran, stört eigentlich nur. Nur im Gegensatz zu den skurrilen Murot-Geschichten ist die Geschichte selbst hier nicht skurril. Daher passt es auch nicht.
    Dennoch 4 Sterne, weil ich die Geschichte an sich gut fand.

  20. vor 10 Jahren

    Bin kein Fan des Schweizer-Teams, aber diese Folge fand ich ganz passabel…trotz megaschlechter Synchro…

  21. vor 9 Jahren

    Einer der deutlich besseren Tatorte. Empfehlenswert. Vernünftiger Plot, weder kitschig noch moralisierend, ausreichend spannend, fast nur gute Schauspieler und auch gute Kamera. So in etwas sollte die Benchmark aussehen.

  22. vor 9 Jahren

    Ich bin aus Luzern / Zentralschweiz und wohne gleich um die Ecke der Schauplätze. Die Story ist (leider) nur leicht überzogen und stimmt teilweise mit der Realität (zu) gut überein. Von daher top und recht realistisch gemacht! Sprachlich habe ich selber keine Tonprobleme, da ich ihn in Originalfassung im Schweizer Fernsehen gucke. :-)

  23. vor 2 Jahren

    Durchschnittlicher TO aus Luzern. Selten gespielt, da er so ziemlich alle gängigen Klischees zum Thema Schwarzafrikaner/Drogen bedient. Das erwartbare Ende sehr weinerlich. Wenn jemand Drogen verkaufen will, braucht er/sie sich nicht wundern, so zu enden.

  24. vor 2 Jahren

    Diese TO-Folge stammt zwar erst aus 2015, wirkt m.E. aber – nach bloß 8 Jahren – inhaltlich schon sehr ‚alt‘.

  25. vor 1 Jahr

    Guter, spannender Tatort. Allerdings sind mir Flückigers Halluzinationen, die mit dem Fall nichts zu tun hatten, auf den Geist gegangen.

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